Beardie-Historie
" Der
grosse Bär"
Geschrieben zu Lebzeiten von
Jule (Big Ben Cindy-Sue)
für Sylvia Kaminski,
"Bearded Collies of Ram and Taurus"
über
Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Big-Ben
Cindy-Sue, genannt „Julchen“ und war die langjährige Hauptfrau von Big-Ben Billy
Broun.
Ihr müßt schon entschuldigen, daß ich dieses schreibe, aber mein Frauchen sitzt
schon seit Tagen, schaut sich die Bilder von unserem großen braunen Bären an und
findet keinen Anfang . Da aber Frau Krämer den Bericht für die Beardierevue so
schnell wie möglich haben will, fange ich schon mal lieber an, vielleicht kommt
Frauchen dann auch dazu, einige Sätze auf das Papier zu bringen.
Kurz vor Weihnachten 1984 verlor Frauchen ihre beiden Mischlingshunde Bello und
Molly bei einem Wohnungsbrand.
Zum Trost schenkte Herrchen unserem Frauchen zu Weihnachten einen Gutschein für
einen Bearded-Collie. Er war der Meinung, dass diese temperamentvolle Rasse wie
die Faust auf’s Auge zu seiner Gattin passte.
Es dauerte noch fast ein halbes Jahr, bis sich Frauchen von dem Schock erholt
hatte und bereit für einen neuen Hund war.
Nach einigem Suchen kamen sie über Pat Hubert zu der Adresse von den Big-Ben’s
von Helga und Ernst-August Wohlsen.
Dort war nur noch ein brauner Rüde frei, die anderen Babys waren schon alle
vergeben. Also fuhr die Familie nach Hamburg, um sich das Wollknäuel
anzuschauen.
Frau Wohlsen begutachtete Herrchen und Frauchen nebst klein Sebastian und
befand, dass der kleine braune Bearded Collierüde in ein paar Wochen nach Braunschweig
umsiedeln durfte. Eine Woche später rief Frau Wohlsen an und fragte, ob Frauchen
nicht doch lieber den anderen braunen Rüden nehmen wollte. Er war nach ihrer
Meinung der bessere Rüde für Ausstellung und Zucht. Frauchen sagte zu, denn im
Hintergrund hatte sie schon mit dem Gedanken gespielt, auch einmal auf eine
Ausstellung zu gehen. Somit waren die Würfel gefallen.
Da war er nun, der Big-Ben Billy Broun, der
mit seiner Dickfelligkeit alles auf den Kopf stellte. Und schlau war der Kerl,
hatte er es doch ganz schnell raus, dass Frauchen ein Handicap hatte und nicht
immer sofort eingreifen konnte, wenn er Durchzugohren hatte. Frauchen war
nämlich zu der Zeit mit einem Kleinkind gesegnet, das gerade gut laufen konnte.
Den Krümel an der einen Hand und einen Kinderwagen mit Baby mit der anderen Hand
schiebend, war Frauchen ja schon gut ausgelastet. Meinte Billy, er müsse noch länger mit Nachbars Lumpi
spielen, dann tat er dieses mit Wonne. Er wußte genau, wenn er ein paar Meter
weit weg war, konnte Frauchen ihre Kinder nicht allein auf dem Weg stehen
lassen, um ihm die Leviten zu lesen. Mit mehr oder minder gut ablaufenden
Trainingseinheiten verging das erste halbe Jahr, und die erste Ausstellung stand
vor der Tür.
Wie
enttäuscht war Frauchen, als Billy in der Jüngstenklasse „nur“ ein versprechend
erhielt.
Na ja, aller Anfang ist schwer. In der nächsten Ausstellung startete Billy dann
schon in der Jugendklasse. Ergebnis V1. Was hat sich Frauchen gefreut. Danach
ging die Post ab. Er wurde immer unter den ersten Vier platziert. In
Fallingbostel kam dann die Krönung. Aus der Jugendklasse heraus wurde er
Rassebester Bearded Collie und Best in Show. Josef Reif, der Richter, hat meinem Frauchen
später einmal erzählt, dass er mit seiner Frau in Fallingbostel vor dem Richten
getrennt nach den Hunden Ausschau gehalten hatte. Beiden fiel ein brauner
Jungrüde auf, der ihnen ins Auge gesprungen war. Beide hatten Billy gesehen.
Ihre Intuition wurde dann hinterher beim Best in Show bestätigt, und sie haben
sich herzlich mit Frauchen gefreut.
Kurz darauf hatte Billy
seinen Jugendchampion in der Tasche, und er konnte die neue Hürde in der Offenen
Klasse angehen. Auch dort bekam er zuerst ein V, danach konnte er von sich
behaupten, immer platziert gewesen zu sein. Obwohl Frauchen immer wieder Blut und
Wasser geschwitzt hat, weil er so ein Dickschädel war, der mit Frauchen das
Spiel gespielt hat, „ist dein Arm stärker oder mein Kopf“? Trotz all dieser
Kämpfe hatte er Frauchen fürchterlich lieb, was irgendwann einmal in Dänemark
bei einer Ausstellung Archie Plön am eigenen Leib zu spüren bekam. Frauchen
stöhnte immer, dass Billy so anstrengend war, bis Archie sich erbarmte und ihr
anbot, den Billy einmal auszustellen. In einer stillen Ecke versuchte Archie,
sich mit Billy auseinanderzusetzen und ihn davon zu überzeugen, mit ihm
Ausstellungs-Steh zu machen. Nach 2 Minuten brachte Archie Billy zu Frauchen
zurück: „Dieses Liebestier solltest Du besser selber ausstellen, denn der hat ja
nur Augen für Dich.“ So war es dann auch. Nie ließ sich Billy davon abbringen,
dass das Spiel der Spiele nur Frauchen und ihm gehörte.
Dann war es endlich so weit
- ich kam ins Haus. Allen männlichen Lesern ist es ja wohl ganz klar, dass wir
Weiber es sehr schnell schaffen, die männlichen Wesen um den Finger zu wickeln.
Mit der uns eigenen weiblichen Penetranz schaffte ich es in 3 Tagen, aus einem
alten Brummbären einen wahrhaft galanten Ritter zu formen. Dieses ist ihm bis in
sein hohes Alter in seiner Deckkarriere zugute gekommen, denn er war immer
liebevoll um seine Partnerinnen bemüht und hat es immer mühelos geschafft, die
Damen davon zu überzeugen, dass seine Babys zu bekommen etwas Einzigartiges ist.
Neben seinem Job, mich zu
erziehen, hatte er voll mit seiner Ausstellungskarriere zu tun und schaffte es,
noch vor Vollendung seines 3. Lebensjahres den Titel „Deutscher Champion“ zu
erreichen. Kurze Zeit später durfte er sich auch VDH-Champion nennen.
Nach diesem 3. Lebensjahr
erfüllten sich die Träume unseres Frauchens, denn Billy hatte sich inzwischen
von dem Temperamentsbolzen Jung-Siegfried in einen zuverlässigen und sicheren
Sokrates-in-der-Tonne gemausert.
Trotz Umzugs- und
Ausstellungsstress war er
irgendwann der Meinung, dass wir auch endlich Babys haben sollten. Damals wusste
er noch nicht, zu welchen schauspielerischen Höchstleistungen ihn diese
Entscheidung veranlassen sollte.
Wir bekamen fünf wunderschöne Babies, zwei
braune Jungs, zwei braune und ein schwarzes Mädchen, mit welcher Ulli Bücker
später seinen Zwinger „Joybringer“ gegründet hat. Auf dieses Mädchen waren wir
besonders stolz, hat sie doch von mir das Aussehen bekommen und von Papa Billy
die Sicherheit und den stoischen Dickschädel.
Während meiner Schwangerschaft
hatte Billys heiß geliebtes Frauchen nur noch Augen und Ohren für mich, da ich
als werdende Mutter mit einer besonderen Sorgfalt behandelt werden musste. Als
dann endlich unsere Kinder geboren waren, hatte er die Faxen dicke. Er nörgelte
nur noch an Frauchen herum, bis sie sich endlich veranlasst sah, sich wieder Zeit
zu nehmen und diese ihm allein zu widmen. Bei einer Tobestunde mit einem
Münsterländer vertrat sich mein Billychen die Pfote und humpelte ein wenig. Dann
hat Frauchen den Fehler aller Fehler begangen und Billy fürchterlich getröstet.
Fortan setzte Billy die Humpelarie in diversen Situationen seiner Missbilligung
ein. Dieses nahm Formen an, die man kaum glauben mag.
In einer Ausstellung in
Adendorf unter der Richterin Trudy Wheeler wagte es Frauchen, ohne Billy auf
Toilette zu gehen und ihn für diesen Zeitraum in der Obhut von Ulli Bücker
zurückzulassen. Bei ihrer Rückkehr war Billy so eingeschnappt, dass er Frauchen
erst einmal zeigen musste, dass man ja noch humpeln kann. Frauchen kümmerte sich
um ihn und versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass man nicht humpeln muss.
Während des Richtens saß der dicke Teufel auf Billys Kopf. Beim Laufen zu der
Richterin humpelte er wieder, was diese wiederum veranlasste, sich zu ihm zu
bücken, ihn zu tätscheln und zu fragen: „Was hast du denn, mein armer Junge?“
Was meint Ihr, was Billy tat? Total krank brach er fast im Ring zusammen. Zumindest
hatte Frauchen den Eindruck, dass dieses so war. Er belegte zwar trotz alledem
noch den 2. Platz, aber Frauchen bekam hinterher von Ulli noch ihren Elfmeter.
Er schnauzte sie an, sie solle doch endlich mit Billy zum Tierarzt gehen und ihn
röntgen lassen. Alle Erklärungen von Frauchen konnten Ulli nicht davon
überzeugen, dass sich diese „Krankheit“ nur in Billys Kopf abspielte.
Auf der
Heimreise mit Ulli Bücker machten sie noch Rast an einem Feldweg, der mit
Schlaglöchern und großen Felsbrocken übersät war. Billy entschwebte in einem
wunderbaren Ausstellungstrab, der manch anderen vor Neid erblassen lassen hätte.
Trotz alledem wurde Billy in der Woche darauf von 3 Tierärzten untersucht und
geröntgt, wobei sich herausstellte, dass keinerlei Blessuren und noch nicht
einmal Anzeichen von Arthritis vorhanden waren.
Bis ins hohe Alter hat Billy
diese Humpelarien in angemessenen Situationen wieder hervorgeholt.
Langsam zog er sich aus dem
Ausstellungsgeschehen zurück, um sich seiner neuen Leidenschaft als Therapiehund
zu widmen. Menschen und Hunde haben gleichermaßen davon profitiert, dass er ein
ruhiger, sicherer und souveräner Rüde gewesen ist. Er hat sogar die Nachbarn
dazu gebracht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, wenn er wieder einmal mit
der ihm eigenen stoischen Ruhe langsam und hocherhobenen Hauptes die Autos in unserem
Sträßchen strammstehen ließ.
Da er sich vor dem Haus frei bewegen konnte, ging
er täglich seine Runden ab und kam nach erledigter Arbeit mitten auf der Straße
langsam zurück geschritten. Die Nachbarschaft, die hinter Billy herfahren musste,
war sich einig, dass die Art und Weise seines Vorgehens positive Gefühlsregungen
in ihnen hervorrief. Nach anfänglichem Schimpfen, weil die Hektik sie voll im
Griff hatte, genossen sie immer wieder das Schauspiel, wenn Billy langsam zu
seinem Platz zurückkehrte, von wo er alles beobachten und Mensch und Hund
begrüßen konnte.
Seine größte Leistung hat er
in der Therapie mit unserer
Amanda vollbracht, die in einem desolaten Zustand zu
uns kam, die er aber in kürzester Zeit zu einem lebenslustigen und Energie sprühenden Wirbelwind gemacht hat.
Nachdem Billy und Frauchen Amanda
aufgebaut hatten, waren Billy und Amanda sich einig, dass sie hervorragend
miteinander harmonierten und unbedingt Babys haben wollten. Gesagt, getan.
Nach
der Geburt der neun Welpen faselte Frauchen etwas von Liebeshochzeit und
Jahrhundertwurf, basierend darauf, dass ein kleiner brauner Rüde geboren wurde,
der, noch nass, in Frauchen die Überzeugung hervorgerufen hat, dass dort ein
absoluter Billy-Nachfolger das Licht der Welt erblickt hatte. Des weiteren zwei
Mädels, die auch alle Vorzüge von Billy und Amanda in sich vereinigten. Diese
Drei kann man heute im Ausstellungsgeschehen verfolgen. Lucky und Tracy blieben
bei uns. Mit Missy und einer weiteren Tochter von Billy und mir begründete
Susanne Brakhage ihren Zwinger „Classic Style“.
Ein halbes Jahr später starb mein lieber Billy so, wie er gelebt hat – frei und
nach seinem Willen.
Heute noch kommen Menschen
in die Verhaltensschule meines Frauchens, die sich sehr gut an Billy erinnern
können und sagen: „Ach Sie sind Frau Kaminski, Sie gehören zu dem Haus, vor dem
dieser schöne braune Zottelhund immer gelegen und uns begrüßt hat.“ Ich merke
dann immer an Frauchens Rührung, daß sie stolz ist, daß auch fremde Menschen die
guten Charaktereigenschaften unseres Billys so zu schätzen gewußt haben.
Obwohl Billy nun schon Jahre
tot ist, gibt es immer noch Situationen, in denen Frauchen ganz melancholisch
wird, z. B. wenn unser Lucky wieder allzu deutlich Verhaltensmuster seines
Vaters zeigt oder Billys Söhne, Töchter, Enkeltöchter oder .... oder ... oder
...
So, jetzt habe ich doch
alles selbst geschrieben, nun muß ich mich um mein Frauchen kümmern, die immer
noch über den Fotos hängt.
Es grüßt Euch ganz lieb
Eure Jule
Bearded Collies of Ram and Taurus
Meine liebe Mama Jule ist
im September 2002 im gesegnetem Alter von über 15 Jahren zu ihrem Billy
gegangen.
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